In einem Spiel mit drei wunderschönen Toren von drei Cottbusern gewinnt der FCE gegen die Lok Leipzig mit 2:1.
Aber fangen wir vorn an.
Zwei Änderungen in der Startaufstellung nahm Pele Wollitz zum Heimspiel der letzten Woche vor: Marcel Baude und Streli Mamba spielten für den gesperrten José Matuwila und Lasse Schlüter, der vorerst auf der Bank Platz nehmen musste. Zudem wurde Joshua Putze von der Orthopädie eine Maske verschrieben.
Das Spiel beginnt druckvoll von beiden Seiten, wobei die Cottbuser die Nase vorn und in der 4. Minute den ersten Freistöße haben. Davor gab es bereits jeweils eine Ecke auf beiden Seiten.
Das dieses Spiel eins der nasseren und raueren werden wird, kann man sich bei dem Wetter gut vorstellen. Es regnet ohne Unterlass und beide Teams rutschen im glatten Rasen um die Wette. Wie rau es werden kann zeigt der Leipziger Steffen Fritzsch bereits in der 11. Minuten und holt sich die erste gelbe Karte des Spiels ab.
Der anschließende Freistoß für Energie sorgt zwar kurz für Verwirrung im Strafraum der Sachsen, dennoch kann diese erste größere Chance niemand auf Seiten der rot-weißen sinnvoll nutzen. Im Gegenzug kommt der ehemalige Cottbuser Nils Gottschick an der Strafraumgrenze seines alten Vereins zum ersten Torschuss der Leipziger, der von Kevin Weidlich aber abgeblockt wurde.
In der 14. Minute kommt Benjamin Förster zu seiner ersten Chance. An der rechten Strafraumgrenze kriegt er den Ball, und haut diesen ins Netz, leider nur von außen.
In der 18. und 21. Minute folgen zwei weitere gelbe Karten auf Seiten der Sachsen. Christian Hanne holt Kevin Weidlich als erstes von den Füßen und anschließend macht es Robert Sickert im nach. Augenscheinlich wollen sich die Cottbuser das nicht gefallen lassen und als nächstes liegt Pascal Ibold, diesmal von den Leipzigern, am Boden. Die erste kleine Rudelbildung direkt vor der Bank von Pelle Wollitz. Ronny Surma will den verantwortlichen Cottbuser körperbetont zur Rede stellen, aber Förster drängt sich dazwischen und kann damit schlimmeres für den Moment verhindern. Ibold wird zwei Minuten später durch Hiromu Watahiki ersetzt. In der 24. Minute liegt wieder ein Leipziger am Boden - scheinbar wollte Brügmann von einem rot-weißen gefoult worden sein und fiel vorsorglich schon einmal hin. Nachdem jedoch niemand Notiz davon genommen hat, musste er sich etwas bedröppelt wieder aufrichten.
Nach den sehr ruppigen zweiten 15 Minuten, wird das Spiel aber der 31. Minute wieder ansehnlicher. Erst geht Weidlich allein, nachdem er von der Abwehr geblockt wird übernimmt Ziegenbein und flankt in den Strafraum, in dem Streli Mamba einen Schritt zu spät kommt. Die nächste Chance führt dann aber zum erhofften ersten Tor. Nach einem zuckersüßen Pass von Fabio Viteritti auf Förster haut dieser den Ball in Torjägermanier in die Maschen - keine Chance für Latendresse im Tor der Gäste.
Direkt nach dem darauffolgenden Anstoß versucht es Felix Brügmann selbst mit der ganzen Abwehr der Cottbuser aufzunehmen und scheitert, wodurch sich ein Konter für Viteritti ergibt, dessen Schlenzer aber knapp am Tor vorbei geht.
In der Folge ist der FCE klar am Drücker, wobei erst kurz vorm Pausenpfiff die nächste Großchance entsteht. Nach einer Ecke der Leipziger kommt es zu einem Cottbuser Konter und zu einer 3:1 Überzahlsituation im Strafraum der Gäste. Mamba schafft es aber nicht den Ball über den einzigen Leipziger Abwehrmann zu heben, der diesen Abfälscht, wodurch Keeper Latendresse vor Förster an den Ball kommt. Dies hätte zu dem Zeitpunkt das 2:0 sein müssen.
Die zweite Halbzeit beginnt genauso druckvoll wie die Erste, allerdings hat dieses Mal die Lokomotive aus Leipzig das stärkere Brennholz geladen, das Feuer wurde von deren Fans nicht nur sprichwörtlich angefacht, und die Mannschaft nach vorn gepeitscht. Während sich langsam die Rauchschwaden vom Gästeblock und dem Cottbuser Tor verteilte- gehörte den Sachen klar die erste Hälfte der zweiten Halbzeit. Nach einem Freistoß kommt es zur Rudelbildung im Strafraum der Cottbuser - jetzt aber richtig! Bei 22 Feldspielern auf dem Platz kuscheln sich jetzt 18 Fußballer, der Schieds- und ein Linienrichter auf gefühlt 4 Quadratmetern einander und flüstern sich Adventsgrüße ins Ohr. Schlussendlich kann der Schiri Marko Wartmann aus Thüringen alles glimpflich klären.
In der Folge versuchen Viteritti und Mamba auf Seiten von Energie das erlösende 2:0 zu schießen, allerdings ist ein anderer Cottbuser, der sich hervortut: Paul Maurer macht in der 66. Minute das sehenswerte und mittlerweile hoch verdientes Tor für die Leipziger. In den letzten drei Jahren spielte er noch für zweite Mannschaft des FC Energie Cottbus in der Oberliga, während er bei den Profis lediglich eine einzige Einwechslung bekam. Heute zeigt er mit einem Sonntagsschuss, das es vielleicht ein Fehler gewesen sein könnte, ihn gehen zu lassen.
Nun ist alles in dem Spiel möglich und für die 6.248 Fans im Stadion könnte dieses kaum spannender sein. Für die Statistikfans unter Euch: Die letzten vier Partien zwischen dem FC Energie Cottbus und Lok Leipzig (die bis Mai 1991 zurück reichen) gingen immer Unentschieden aus, davon dreimal 1:1. In insgesamt 17 Begegnungen konnten die Cottbuser lediglich dreimal gewinnen.
Während die Sachsen weiter Druck machen und näher am Führungstreffer sind, müssen sich die Cottbuser nun etwas sammeln. Bei Lok kommt Andy Wendschuch für den stark gelb-rot gefährdenden Christian Hanne und beim FCE bekommt Benjamin Förster den gelben Karton gezeigt, fürs Reklamieren eines Fouls von Hanne.Es geht weiterhin sehr körperbetont zur Sache. In der 79. wird erst Viteritti gefoult, aber Wartmann lässt weiterspielen, bis zwei Sekunden später Mamba von den Beinen geholt wird. Wollitz nutzt die Gunst der Stunde und wechselt Tom Nattermann für Mamba ein.
Die Cottbuser Schlussoffensive startet. Unter Ede Geyer war dies eins der großen Stärken bei den Heimspielen im „Hexenkessel“ namens Stadion der Freundschaft, in den letzten 10 Minuten noch einmal den unbedingten Willen aufzubringen, das Ruder herumzureißen und das Spiel zu gewinnen. Unter Wollitz könnte diese Mentalität wieder zurückkommen, so hat es Mamba am 15. Spieltag bereits unter Beweis gestellt, als er in der 90. Minute das Siegtor schoss.
Dies dachte sich anscheinend an heutigen Tag auch Marc Stein, der in der 85. Minute einen Freistoß von Viteritti via Kopf in die Maschen haut und damit sein zweites Saisontor macht - das erste köpfte er ebenfalls gegen Lok Leipzig am 1. Spieltag ein.
In der 88. Minute holt sich Ronny Surma die 4. gelbe Karte für Leipzig in diesem Spiel ab, aber sie geben nicht auf und hoffen auf den zweiten Ausgleichstreffer des Tages. Schiri Wortmann gibt 5 Minuten Nachspielzeit. Unterdessen droht dem Cottbuser Co-Trainer Frank Eulberg der Verweis auf die Tribüne.
Wollitz versucht mit seinen beiden letzten Wechseln etwas Zeit herauszuholen. Für Kevin Weidlich kommt Lasse Schlüter und zwei Minuten später verlässt Viteritti für Michael-Junior Czyborra den Platz - beide haben eine gute Partie gezeigt. Später wird sich herausstellen, dass sich Fabio Viteritti die Mittelhand gebrochen hat und Abwehrspieler Björn Ziegenbein mit 9 Stichen an der Wade genäht werden musste.
In der 95. Minute folgt endlich der erlösende Abpfiff. Cottbus gewinnt nach 26 Jahren das wahnsinnig turbulentes Spiel gegen Lokomotive Leipzig mit 2:1 und zieht bis auf 4 Punkte an Carl-Zeiss-Jena heran, dessen Spiel gegen den ZFC Meuselwitz wegen einem zu vereisten Platz abgesagt wurde.
Stimmen zum Spiel:
Heiko Scholz - Trainer Lok Leipzig: "Es war ein sehr emotionales Spiel, was auch dem Wetter geschuldet war. Ich denke mal das wir auf Grund der zweiten Halbzeit ein Unentschieden verdient hätten. Dennoch war dies ein sehr gutes Spiel gegen einen Aufstiegskandidaten, aber wenn man in der 85. Minute wegen einem Standard verliert, ist es dennoch sehr traurig. Pelle, wir drücken Dir und Deinem Team die Daumen dass ihr bald wieder woanders spielt."
Pele Wollitz - Trainer FC Energie Cottbus: "Sie haben wie ein Aufsteiger gespielt, nicht nur was die Punkte betrifft, sondern auch die Art und Weise wie sie gespielt haben. Erste Halbzeit haben wir komplett den Gegner dominiert. In der Zweiten hatten wir aber von Anfang an nicht den Zug. Lok stellt auf 4-4-2. Während wir die Möglichkeit zum Lucky Punch nicht genutzt haben, kommt dann das Tor von Maurer, mit seinem schwachen Fuß. Ich hab mich schon auf die Fragen eingestellt, warum wir ihn denn gehen lassen haben. Dennoch hatten wir den Willen das Siegtor zu erzielen, und dann, mit den Fans im Rücken, das Spiel zu Ende bringen, auch mit 5 Minuten Nachspielzeit."
Ergänzung:
Es ging von einem Leipziger Journalisten die Behauptung um, dass die Offiziellen von Lok Leipzig nach dem Ausgleichstreffer mit Bierbechern „angegriffen“ wurden. Dies wurde von Leipziger Seite dementiert. Es flog wohl ein Becher, wo auch noch ein Schluck Bier drin war, aber dies war keinesfalls ein „Angriff“ auf bestimmte Personen.
Fotos: Holger Bergmann und Christiane Weiland