Lang war der Flug von Rio de Janeiro über Frankfurt nach Berlin für die Deutsche Delegation, die bei den Paralympischen Spielen am Start war. Für die Starter vom Brandenburgische Präventions- und Rehabilitationssportverein kam am Ende noch die knapp zweistündige Autofahrt von Tegel nach Cottbus hinzu, so dass die Delegation schließlich nach 24 Reisestunden endlich in den Räumen des Cottbuser Stadtsportbundes ankam. Um dort die Gratulation von der Cottbuser Bürgermeisterin Marietta Tschoppe entgegen zu nehmen. Zum Interview trafen sich anschließend unser Reporter Georg Zielonkowski und die beiden Bronze-Medaillengewinnerinnen Frances Herrmann (Speer) und Jana Majunke (Handbike) ...
Also ihr zwei, erst einmal die Gratulation zu euren Medaillen. Was aber bedeutet Euch Rang drei. In den Medien wird man ja als "Nicht-Erster" gern als erster Verlierer dargestellt ...
Jana M.: Das ist ja das Schlimme, was wir bei den Olympischen Spielen auch immer wieder beobachten mussten. Da fliegt der Harting raus, die erhoffte Medaille ist futsch und dann ist der Diskuswettbewerb für die Übertragung quasi völlig unwichtig. Erst als sein kleiner Bruder sensationell Gold holt, springen alle wieder auf.
Frances H.: Und genau das ist beim Behindertensport nicht so. Weder in den Medien, die uns bei den Paras großartig begleitet haben, noch vor Ort haben wir uns beklagen müssen. Alles war total auf uns ausgerichtet. Wir haben das auch sehr genossen.
Während Olympia gab es jede Menge Kritik an den Gastgebern. Vom schlechten Essen, der unfertigen Infrastruktur und den armen Menschen ringsum wurde berichtet. Habt Ihr das auch so empfunden?
Frances H.: Erst einmal muss man ja im Sinne der Fairness sagen, dass bei Olympia rund 10.000 Sportler am Start waren, das Olympische Dorf damit gut gefüllt war. Bei unseren Tagen von Rio waren wir knapp 5000 Sportler, die untergebracht und verpflegt werden mussten. Da ist der Umgang freilich deutlich einfacher zu bewerkstelligen.
Jana M.: ... und wir können vermelden, dass alles wunderbar geklappt hat. Ich bin ehrlich, auch ich bin wegen der Vorberichte sehr beunruhigt gen Südamerika geflogen. Aber dort gab es keinerlei Kritiken. Das Essen, die Transporte, die Voluntiers, eigentlich alles war absolut im Limit.
Frances H.: Wenn ich selbst an die Ehrenrunde nach meinem Medaillengewinn denke, kriege ich immer noch Gänsehaut. So viele Leute wollten sich mit mir fotografieren lassen, wollten Autogramme. Ein ganz liebes fröhliches Volk haben wir in Rio kennengelernt. Nach Peking 2008 und London 2012 waren dies in der Tat die erlebnisreichsten Paralympics, die ich mitgemacht habe. Was aber wirklich am Umfeld lag, da so wir dort von so vielen lieben Menschen begleitet wurden.
Zu Ihren sportlichen Leistungen: Sie haben beide Bronze gewonnen. Was überwiegt? Der Ärger, dass die Medaillen angesichts der kleinen Abstände nach oben keine bessere Färbung hatten?
Frances H.: Also ich bin zufrieden. Ich will nur daran erinnern, das ich ja vor acht Jahren noch mit dem Diskus am Start war, solche Wettbewerbe gibt es nun nicht mehr. Nach dem Umstieg auf den Speer hat es ein paar Jahre gedauert, aber inzwischen bin ich da ganz gut unterwegs, sonst wäre ja auch niemals Bronze heraus gekommen. Meine persönliche Bestleistung von 18,42 hätte ja auch nicht zu Silber gereicht, wenn ich sie denn erreicht hätte. Insofern alles ok, dass eine Finnin vor mir lag und für mich großartiges Bronze blieb.
Jana M.: Also ich bin auch froh, dass am Ende Bronze heraus kam. Mein Rennen war absolut von der Taktik bestimmt, so dass mich am Ende die zehn Sekunden Rückstand zum Silberplatz nicht geärgert haben. Beim ersten Para-Start gleich Platz drei - ich bin glücklich!