
Mehr als 50 Beschäftigte und somit 50% der Beschäftigten der Thiem-Service GmbH (TSG), einer 100%igen Tochtergesellschaft des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus, beteiligten sich am 13.09.2016 von 9 Uhr bis 10 Uhr an der Protestaktion für einen Tarifvertrag vor dem neuen Haupteingang zum Carl-Thiem-Klinikum.
Mit selbstgemachten Transparenten wie
„Über Altersarmut können wir nicht lachen“,
„TSG-Mitarbeiter = Beschäftigte zweiter Klasse im CTK!“,
„Wir fordern gutes Geld für gute Leistung!!!“,
„12 Cent mehr Stundenlohn ist kein Angebot!!! Gut und fair sieht anders aus!“,
„So schlecht wie wir bezahlt werden können wir gar nicht arbeiten“ und
„17 EUR Entgelterhöhung im Monat ist kein Angebot“
haben die Beschäftigten der TSG ihren Unmut und Protest zum Tarifangebot der Arbeitgeberseite zum Ausdruck gebracht.
Die Gewerkschaft ver.di hatte für die rund 105 Beschäftigten der TSG schon im April 2016 einen Tarifvertrag, wie er für die Beschäftigten des Carl-Thiem-Klinikums (CTK) gilt, gefordert. „Die ca. 80 bis 90 Servicemitarbeiterinnen der TSG arbeiten auf den Stationen des CTK Hand in Hand mit dem Pflegepersonal bei der Betreuung der Patienten. Es gibt daher keine Rechtfertigung dafür, dass der Tarifvertrag mit dem Carl-Thiem-Klinikum nicht gleichzeitig auch für die Beschäftigten der TSG gelten soll“, so der ver.di-Verhandlungsführer Ralf Franke.
Bei der zweiten Verhandlungsrunde am 06.09.2016 hat der Geschäftsführer der TSG, Dr. Brodermann, der gleichzeitig Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des CTK ist, für die Servicemitarbeiterinnen, die schon mindestens 2 Jahre und länger beschäftigt sind, eine Erhöhung der Stundenlöhne um 12 Cent (von derzeit 9,18 EUR auf 9,30 EUR = 1,31%) angeboten. Bei einer Arbeitszeit von 32,5 Stunden die Woche (übliche Arbeitszeit der Servicemitarbeiterinnen) würde sich somit das Monatsentgelt um 16,96 EUR brutto erhöhen.
Zusätzlich wurde eine Jahressonderzahlung (Weihnachtsgeld) in Höhe von 40% des Monatsentgeltes (im CTK werden 80% gezahlt) und die Verlängerung des Urlaubsanspruches bis 2 Jahre Beschäftigung von 24 auf 25 Tage und ab mehr als 2 Jahre Beschäftigungszeit auf 26 Tage angeboten. Ab einer Beschäftigungszeit von mehr als 6 Jahren soll der Urlaubsanspruch auf 28 Tage steigen, wobei dies frühestens ab dem 01.01.2018 erfüllt wäre. Zum Vergleich: Nach dem Tarifvertrag mit dem CTK gibt es ab dem ersten Tag der Beschäftigung 29 Tage Urlaub sowie am 24.12. und 31.12. bezahlt frei bzw. bezahlten Freizeitausgleich.
Die ver.di-Tarifkommission hatte das Arbeitgeberangebot ablehnt und die Übernahme der Tarifregelungen aus dem Tarifvertrag mit dem CTK gefordert.
Das Argument der Arbeitgeberseite, die Forderungen seien überzogen und aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht erfüllbar, weist die Gewerkschaft ver.di zurück. Begründung: Die TSG hat einen Dienstleistungsvertrag mit der Muttergesellschaft CTK. Das CTK bekommt die Leistungen der TSG mit den Fallpauschalen von den Krankenkassen und Krankenversicherungen vergütet.
Das CTK muss nur einen fairen Preis, der sich an den Arbeitskosten nach dem Tarifvertrag des CTK orientiert, mit der TSG vereinbaren, oder die Leistungen der TSG mit dem Personal in das CTK eingliedern.
Eine bessere Vergütung der Leistungen der TSG und somit bessere Arbeitsbedingungen für die rund 105 Beschäftigten bei der TSG sind möglich. Das Carl-Thiem-Klinikum hat in den letzten Jahren, so auch seit 2012, als die Tochtergesellschaft TSG im CTK tätig wurde, jährlich steigende Gewinne gemacht:
Jahr 2012 | 3,36 Millionen EUR |
Jahr 2013 | 5,64 Millionen EUR |
Jahr 2014 | 6,45 Millionen EUR |
Quelle: Jahresabschlüsse – veröffentlicht im Bundesanzeiger (www.bundesanzeiger.de) .
Anfang diesen Jahres (2016) hatte die damalige Klinikleitung u. a. mit dem ärztlichen Direktor und jetzigen Geschäftsführer Dr. Brodermann in einem Schreiben die Belegschaft informiert, dass anhand des testierten Jahresergebnisses das Jahr 2015 das erfolgreichste Jahr in der 13jährigen Unternehmensgeschichte der Carl-Thiem-Klinikum Cottbus gGmbH war.
Es gibt daher keine wirtschaftliche Not, die das CTK zwingt, den 105 Beschäftigten der TSG die Arbeitsbedingungen, wie sie per Tarifvertrag im CTK geregelt sind, vorzuenthalten.
Die ver.di-Tarifkommission fordert die Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen und die Übernahme der Tarifregelungen aus dem Tarifvertrag mit dem Carl-Thiem-Klinikum.
Im Übrigen handelt es sich bei der TSG um eine 100%Tochtergesellschaft, die keine eigene Infrastruktur hat und nur Leistungen für das CTK erbringt. Die Geschäftsräume sind im CTK. Die Personalverwaltung und Buchhaltung wird vom CTK übernommen. Der Geschäftsführer der TSG, Herr Dr. Brodermann, ist gleichzeitig Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des CTK. Der 1. Prokurist der TSG, Karsten Bepler, ist gleichzeitig Verwaltungsdirektor im CTK und die 2. Prokuristin der TSG, Gerlinde Heller, ist beim CTK angestellt.
pm/red