
Das Theater neue Bühne Senftenberg lässt jetzt „Sterne über Senftenberg“ leuchten. Das gleichnamige Stück von Fritz Kater alias Armin Petras erlebte jetzt in der Regie von Dominic Friedel im Studio des Senftenberger Theaters seine Uraufführung. Das Stück ist ein Geschenk des Autors an die neue Bühne zu ihrem 70.Geburtstag. Fritz Kater blickt aber nicht auf 70 Jahre zurück, sondern nur auf die Jahre nach Wende.
Er erzählt vom Wandel unserer Region, von Umbrüchen, die an Menschen nicht spurlos vorübergehen. Es ist eine Collage aus Lebensgeschichten. Die Geschichten werden nicht gradlinig und chronologisch erzählt, sondern szenisch situationsbezogen. Irgendwie sind immer alle Figuren anwesend, es entwickelt sich ein vielschichtiger Dialog. Der Zuschauer muss wach und aufmerksam sein. Er erkennt Episoden die er im eigenen Leben erlebt hat. Spannend und aufschlussreich. Die Zuschauer sitzen rings um die Spielfläche. In der Mitte ein verschlossener Kasten, aber die Spieler reißen bald die Wände ein und man gewinnt einen klaren Blick. Das Spiel beginnt und die Charaktere der Menschen werden sichtbar. Beeindruckend ist der Rockmusiker Thomas (Robert Eder, der auch Musik für das ganze Stück komponiert hat), der ständig mit seiner Gitarre durch die Szenen geistert. Thomas sucht nach dem Sinn des Lebens. Er ist als Musiker gescheitert, den großen Plattenvertrag gab es nie, auch sein Plan als selbstständiger Rennbahnbetreiber zu arbeiten scheitert. Seine Frau Betty (Eva Geiler), einst Kindergärtnerin, jetzt arbeitslos, denn es werden ja keine Kinder mehr geboren, weiß nicht wie sie die Raten für ihr Einfamilienhaus bezahlen soll. Ihre Tochter Janica (Marianne Helene Jordan) möchte gern Malerin sein. Sie kommt auch nicht klar und wandert aus. Dann gibt es noch die bezaubernde Isabell (Katrin Flüs) die nach der wahren Liebe sucht, in der Kirche, bei Gott, beim Pfarrer, bei den Menschen. Sie findet nichts und verlässt die Welt. Auch Christian (Roland Kurzweg), ehemaliger Volkspolizist ist eine gescheiterte Existenz. Er hat immer nach den Sternen über Senftenberg gesucht. Und da ist noch der alte Parteifunktionär Benjamin (Sybille Böversen), der vom einzigen Schuss, der bei der friedlichen Revolution fiel, getroffen wurde. Seitdem bewegt sich bei ihm körperlich und geistig nichts mehr. Er betet immer noch Stalin an. Sein Gegenspieler ist der Pastor (Sebastian Volk), der aus dem Westen kam, um den Menschen das Evangelium zu bringen. Aber schafft es nicht Benjamin zu retten. Überhaupt will er alle Menschen retten. Das klappt nicht, weil er Gottes Wort nicht glaubhaft verkündigen kann. Leben und Reden stimmen nicht überein. Er geht als Gescheiterter. Eine gewisse Zeit vergeht und die Übrig gebliebenen treffen wieder zusammen. Auch Janica ist wieder da mit ihrem Exil geborenen Sohn Jeremias (Dae Eun Choi). Er ist der Hoffnungsträger, gemeinsam mit den Anderen blickt auf die Sterne, die über den Lausitzer Seenland aufgehen.
Eine beeindruckende Inszenierung. Regisseur Dominc Friedel ist ein Meister. Trotz des schwierigen Textes bringen die Spieler Höchstleistungen. Ihre Spielfreude überträgt sich auf die Zuschauer.
Vorstellungstermine und Karten unter www.theater-senftenberg.de
Foto: Steffen Rasche.