
Gute Nachrichten für alle Bahnenthusiasten. Die seit über 40 Jahren eingemottete Spreewaldbahn wird reaktiviert und soll nicht nur touristische Aufgaben lösen. Da die Strecke zwischen Cottbus und Lübbenau auf der Bahnstrecke des RE2 immer noch nur einspurig ausgebaut ist und zeitnah keine Besserung in Sicht ist, werden Teile der alten Spreewaldbahnstrecke reaktiviert und neue gebaut. So sollen abgehängte Orte wieder zuverlässig an den Schienennahverkehr angeschlossen und weiteres touristisches Potential gehoben werden.
Die neue Spreewaldbahn startet am Großenhainer Bahnhof in Cottbus. Dort entsteht derzeit der neue Nordausgang des Hauptbahnhofs direkt gegenüber, das Gebäude wird zu einer kleinen schmucken Empfangshalle für die Spreewaldbahn umgebaut. Die Gleise raus aus Cottbus führen teils entlang der Bahnstrecke, für die Neubauabschnitte werden Gleise des alten Güterbahnhofs, den die Bahn sowieso in den nächsten Jahren abreißen will, genutzt, das senkt die Baukosten. Es gibt in regelmäßigen Abständen zweigleisige Abschnitte, in denen die Bahnen weiterfahren können, während Züge entgegenkommen.
Sie wird einen ersten Stopp in Kolkwitz machen und damit eine Nahverkehrsfunktion für viele Ein- und Auspendler am Morgen erfüllen, die sich mancher schon mit dem Ausbau der Straßenbahnstrecke von Cottbus nach Kolkwitz wünschte. Danach geht es nach Kunersdorf, Burg, Raddusch bis nach Lübbenau, wo sie wieder direkt neben dem Bahnhof hält. Es ist in den Morgen- und Nachmittagsstunden ein halbstündiger Takt und während des Tages ein stündlicher Takt geplant. So können Touristen und Einwohner zuverlässig, nostalgisch und dennoch hochmodern zu den wichtigen Orten in der Region gelangen
Der Streckenverlauf wurde in einer aufwendigen Masterarbeit an der BTU Cottbus-Senftenberg untersucht, dabei wurde darauf geachtet möglichst wenig neue Strecken bauen zu müssen und der Bahn dennoch einen eigenen Charme zu verleihen. Die BTU hatte bereits die Cottbuser Parkeisenbahn bei der Verwendung alter Bahnhofsdächer des Cottbuser Bahnhofs für den Verein unterstützt. Die Spurweite wird der Cottbuser Straßenbahn entsprechen und 1000 mm betragen. Das lässt viele Möglichkeiten offen sie später einmal an den Cottbuser Ostsee oder bis ins Lausitzer Seenland zu führen. Übersichtlicher wird es dafür im Lübbenauer Spreewaldmuseum und am Spreewaldbahnhof Burg, da Teile der Ausstellungsstücke auf den neusten technischen Stand gebracht und eingesetzt werden sollen.
Burg spielt auch in weiteren Plänen eine zentrale Rolle. Der zweite Bauabschnitt soll touristischer werden und Cottbus mit dem TIP (Technologie- und Industriepark), Sielow, Briesen, Werben, Burg, Byhleguhre, Straupitz, Lübbenau, Lübben bis zum Tropical Islands verbinden und so Großteils der alten Strecke folgen und neue Akzente setzen.
Der dritte Bauabschnitt soll bis zum künftigen Hauptstadtflughafen BER gehen und so Cottbus direkt mit dem Flughafen verbinden, allerdings sei dafür noch etwas Zeit, sagte Verkehrsministerin Kathrin Schneider im Hinblick auf den Eröffnungstermin des BER.
Verkehrsministerin Kathrin Schneider unterstützt das Vorhaben unter der Maßgabe, dass die Züge rein elektrisch betrieben sind. Sie lobte die umfangreichen Untersuchungen der BTU und die konkreten Pläne. Die „Dampfloks werden nur noch Wasserdampf für das nostalgische Gefühl ausstoßen. Je nach Saison und Wetterlage können dabei auch noch Duftstoffe in den Dampf gemischt werden, Spargel oder Gurke bietet sich in der Region geradezu an. Verdunkelbare Galssolardächer erzeugen zusätzlichen Strom für die Züge, die mit W-LAN und USB-Buchsen versehen sind, für Audioguides über den Spreewald, die Lausitz sowie Ausflugstipps.
Erstmals wird in den Loks und Waggons ein Energiespeichersystem der LEAG zum Einsatz kommen. Auf der Revierpressekonferenz am Donnerstag hatte Helmar Rendez bereits angekündigt, dass sich sein Unternehmen künftig um neue Geschäftsfelder kümmern will und dabei Speichersysteme explizit erwähnt.
Hauptanteilseigner an der neuen Spreewaldbahn sind eine Gruppe privater regionaler Investoren, Verkehrsunternehmen, diverse Hoteliers und Tourismusvereine. Aber auch jeder Bürger kann über Aktienscheine Anteile an der Bahn erwerben und an deren Betrieb profitieren, ähnlich wie zu den ersten Bahnstrecken vor 150 Jahren. Über die konkrete Investitionssumme wurde noch nichts gesagt, aber die Initiatoren sind sich einig, dass der Bau noch im Jahr 2017 beginnen soll. Mit Grundstückseigentümern entlang der neuen Strecke wurde bereits gesprochen. Auch die Interessensgemeinschaft Spreewaldbahn, die sich seit Jahren um die Reste der Spreewaldbahn kümmert. ist involviert.
Foto: Wikipedia, GNU Lizenz