
Aus der ehemaligen Schwimmhalle an der BTU in Cottbus könnte die erste Kunstrasenhalle Brandenburgs mit angeschlossenen Unternehmen und dem „PrimaWetter“ werden und würde sicher einigen Fußballvereinen im Winter weiterhelfen. Doch etwa 100 Meter und die Cottbuser Stadtverwaltung stehen im Weg.
Nach jahrelangem Stillstand kam Ende 2016 Bewegung in das Projekt, zumindest auf dem Papier. Helmut Rauer, Geschäftsführer der Firma Bautec kaufte die Immobilie und freute sich auf Ideen aus der Studierendenschaft, zur sinnvollen Weiternutzung der Halle und des Außengeländes mit insgesamt 7.000 Quadratmetern.
Im B-Plan für die Halle ist laut Anja Zimmermann, Bereichsleiterin Immobilien, eine Nutzung für Sport und Freizeit vorgesehen.
Eine Idee, die nun diskutiert wird und aus den Reihen des „Kleinstadt Syndikats“, einem Zusammenschluss mehrerer kleiner Unternehmen in Cottbus, kommt ist eine mehrteilige Halle, deren Kernstück ein Kunstrasenplatz im Inneren ist. Helmut Rauer hatte bereits beim LG9 und dem „Prima Wetter“ mit ihnen zusammengearbeitet. Diesen Standort mussten die Macher aber ebenso verlassen, wie später die ehemalige Gartenkolonie „Abendfrieden“ die im letzten Jahr als OpenAir-Standort, wo unter anderem Marusha zu Gast war, diente. Sie betreiben weitere Standorte wie das Scandale, das Seitensprung und die Auguste Bergmann.
Die Wiederinbetriebnahme würde in Schritten erfolgen und mehrere Partner umfassen. Geplant ist, im Außenbereich dem „Prima Wetter“ endlich einen festen Standort zu geben um in den Sommermonaten wieder mit großzügigen Terrassen- und Sandflächen den Studierenden und Stadtbewohnern Platz zum Spielen, Tanzen, Denken und Verweilen zu geben. „Es gibt auch schon externe Interessenten für Veranstaltungskonzepte im ersten Jahr, um möglichst erfolgreich in die erste Saison starten zu können. Doch die Zeit wird knapp.“ sagt Philipp Gärtner, Initiator des Projekts.
Im Innenbereich will sich „Hartiste Teamwear“ und ein Unternehmen aus der Werbetechnik ansiedeln. Beide Unternehmen sind von ehemaligen Studenten der BTU gegründet worden, wollen sich erweitern und suchen die räumliche Nähe zur Uni. Hartiste Teamwear stattet Sportmannschaften der Region aus, die Werbetechnikfirma kümmert sich um die Beflockung von Trikots.
Das Kernstück soll im ehemaligen Beckenbereich entstehen, ein Kunstrasenplatz mit einem Großfeld oder drei Kleinfeldern. Dazu gibt es Möglichkeiten Umkleideräume herzurichten und so dem großen Bedarf an Hallenzeiten in Cottbus entgegenzukommen und städtische Möglichkeiten zu entlasten oder für andere Sportarten freizumachen. Gerade Rasensportarten könnten im Winter weiterbetrieben werden. Nach Recherchen wäre es auch die erste Kunstrasenhalle Brandenburgs, sie ist als sogenannte Kalthalle geplant, also ohne aktive Heizung im Innenbereich.
Im ehemaligen Eingangsbereich der Schwimmhalle soll auf ca. 80qm eine gastronomische Speiseeinrichtung mit etwa 50 Plätzen entstehen, die täglich von 11 – 23 Uhr geöffnet ist. Durch die Nähe zur Universität, Wohnheimen und Wohnungen dürfte ein interessantes Umfeld vorhanden sein. Hier sind weiterhin Kooperationen mit dem Prima Wetter geplant, um dort im Sommer auch Speisen anbieten zu können.
Der Kellerbereich bietet laut den Ideengebern weiter Raum für kreative Ideen. „Hier sind Bandproberäume, Sauna, Studentenclub, Lagerräume für Akten und vieles weitere möglich, wurden aber noch nicht konkret besprochen.“ so Enrico Tittebrand, einer der Initiatoren der Gesamtidee.
Auch erste mündliche Gespräche mit der Stadt und Fördermittelgebern der ILB verliefen gut. Die Halle liegt zwar ca. 100 Meter außerhalb eines Fördergebiets, die Stadt könnte aber mit ihrer wohlwollenden Zustimmung eine Ausnahme schaffen, wonach die ILB dann Fördermittel ausbezahlen könnte. Die werden benötigt, um die Außenfassade und den Innenbereich der Halle nach 14 Jahren Leerstand wiederherzurichten. Darüber wurde auch die Stadtverwaltung informiert. Die erste schriftliche Antwort aus dem Bereich Stadtentwicklung, das der Redaktion vorliegt, war jedoch ernüchternd. Hier heißt es schlicht „…nach Rücksprache mit unserem Stadtplanungsamt möchte ich Ihnen mitteilen, dass ihr Projekt an diesem Standort nicht förderfähig ist, da es außerhalb der Förderkulisse liegt.“ Ebenfalls wurde angemerkt, dass eine Vergnügungsstätte an dem Standort planungsrechtlich nicht erlaubt ist. Hier geht es explizit um das PrimaWetter. Ob es als Vergnügungsstätte gilt, scheint eher Auslegungssache zu sein, da sowohl Veranstaltungen für Kinder und Familien als auch Konzerte, Lesungen und Kneipenquizze in den alten Standorten stattfanden.
Nun wollen die Initiatoren nochmal direkt mit Bürgermeistern Marietta Tzschoppe ins Gespräch kommen, um ihre Idee doch noch umsetzen zu können, der ist Ende März geplant.
Hintergrund:
Vor knapp 14 Jahren wurde die Schwimmhalle an der BTU Cottbus-Senftenberg am Zentralcampus von der Stadtverwaltung geschlossen. Ihr folgte erst das Spaßbad Splash in der Welzower Straße, welches 2007 ebenfalls geschlossen und für die „Lagune“ aufgegeben wurde. Im ehemaligen Splash hat sich seit einigen Jahren das „PiPaPo“ etabliert, ein Indoor-Kinderspielplatz.
Um die BTU Schwimmhalle gab es lange Streit. Einige BTU-Architektur Professoren widersprachen damals der Stadt, legten alternative Konzepte vor und wollten die leerstehende Halle für einen Euro kaufen, um sie für Sportschwimmer wiederherzurichten. Unter der damaligen Oberbürgermeisterin Karin Rätzel aber gab es keine Chance. Das Gebäude galt offiziell als „einsturzgefährdet“, 2003 waren Schäden an der Stahlkonstruktion der 1975 errichteten Halle festgestellt worden, woraufhin die Schließung „über Nacht“ erfolgte. Seitdem widersteht sie jedem Wetter, Vandalismusversuchen und einem Feuer, welches 2012 ausbrach.