
Bei einem Besuch des ehemaligen Tagebau Cottbus Nord anlässlich der #KlareSpree-Radtour entlang der Spree von der Quelle bis nach Berlin mit der sächsischen Landtagskollegin Franziska Schubert äußerte der bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Benjamin Raschke Befürchtungen, dass der zukünftige Cottbuser Ostsee eine sichtbare Verockerung aufweisen könnte. Am Aussichtspunkt Süd traf sich die Radlergruppe mit Sascha Fussan von der Bürgerinitiative „Achtung Ostsee“. Die engagierten Bürger aus Maust und Willmersdorf am Nordrand des Tagebaus begleiten das Projekt kritisch.
„Niemand kann heute mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, wie sich die Grundwasserströme entwickeln werden oder wieviel Eisenocker noch im Boden rund um und in dem ehemaligen Tagebau ist“, sagte Raschke. Eine Wasserprobe der Brandenburger Bündnisgrünen von Anfang Juli 2016 aus dem vom Bergbaubetreiber Vattenfall abgepumpten Grundwasser weist Eisenwerte im Graben neben dem Tranitzfließ am Aussichtspunkt Süd in Höhe von 22,2 mg/l auf. Etwa bei 3 mg/l tritt bereits die sichtbare ockerbraune Färbung der Gewässer ein.
Bestätigt werden die Sorgen der Bündnisgrünen auch vom Planungsbüro Koenzen, die im Auftrag von Vattenfall den „Gewässerausbau Cottbuser See“ gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie bewertet haben. In einem Gutachten im Rahmen des derzeitigen Planungsverfahrens heisst es: „Im langfristigen Planungszustand sind mittlere Konzentrationen von ca. 0,25 bis zu 3,0 mg/l zu erwarten. […] Zunahmen um bis zu >1000 % (sind) rechnerisch als worst-case nicht auszuschließen“ (vgl. A16a Erläuterungsbericht, Seite 199)
Die bündnisgrüne Landtagsfraktion fordert daher, beim geplanten Tagebau-Restlochsee „Cottbuser Ostsee“ strenge Grenzwerte verbindlich festzuschreiben. Um die Sulfatbelastung zu begrenzen und der drohenden Verockerung wirksam entgegenzutreten, braucht es klare Regeln. Die Fraktion fordert, Grenzwerte von Eisen in Höhe von 1 mg/l und bei Sulfat 250 mg/l für den zukünftigen Cottbuser Ostsee festzusetzen. „Nur auf Grundlage verbindlicher Grenzwerte kann das Land entsprechende Restriktionen durchsetzen bzw. Regressansprüche gegenüber dem Bergbaubetreiber bei Nichteinhaltung geltend machen“, erläutert Raschke.
Vattenfall kündigte an, dass zur Flutung des Sees etwa 80 Prozent des Wassers aus der Spree kommen sollen. Die restlichen 20 Prozent sollen über das Grundwasser zugeführt werden. Das künftige Fassungsvermögen des Sees beträgt rund 130 Millionen Kubikmeter Wasser. Die Flutung des Tagebaurestlochs soll 2019 beginnen und etwa bis 2025 beendet sein. Laut Antragsunterlagen von Vattenfall gibt es keine verbindlichen Grenzwerte für Eisenocker und Sulfat. Das Bundesrecht verlangt von Bergbaubetreibern, einen Plan vorzulegen, wie ein ehemaliger Tagebau renaturiert werden soll. Die Landesregierung muss diese Vorhaben genehmigen und kann Auflagen anordnen.
„Die Stadt Cottbus und der Kreis Spree-Neiße müssen sich bei der Landesregierung für die Einführung von verbindlichen, strengen Grenzwerten einsetzen, damit der zukünftige Bergbaubetreiber auch finanziell haftbar gemacht werden kann“, fordert der Sprecher der Kreisgrünen Spree-Neiße Wolfgang Renner: „Es darf nicht sein, dass Unternehmen und Steuerzahler viel Geld in das Projekt investieren und zum Schluss bleibt nur eine riesige Eisenockergrube “, sagte Renner: „In den Erfolg des Cottbuser Ostsees setzen viele Menschen in der Region ihre Hoffnung. Die Landesregierung darf nicht schon wieder einen Kotau vor dem Bergbaubetreiber machen. Sollte der See auch nur Tendenzen von ockerbraunen Wasser aufweisen, werden die Touristen fernbleiben“.
Die Oberlausitzer Landtagsabgeordnete Franziska Schubert aus Sachsen kündigte an, das Projekt im Nachbarland genau zu beobachten: „Mit dem Cottbuser Ostsee wird erstmalig in der Lausitz ein Tagebau von einem privaten Bergbaubetreiber renaturiert. Das wird quasi die Blaupause für den Tagebau Nochten in Sachsen. Sachsen und Brandenburg sitzen einem Boot. Das Problem der braunen Spree macht das jetzt schon überdeutlich. Eine verbesserte Kommunikation zwischen den beiden Bundesländern unerlässlich“. Auch das Gebiet rund um den Oberlausitzer Tagebau soll später mal ein riesiger See werden. Die Landes- bzw. Staatregierungen haben es in der Hand, die Projekte durch die Genehmigung der Betriebspläne aktiv zu steuern. Diese Möglichkeit muss unbedingt genutzt werden. Vor den Folgen darf weder eine CDU noch SPD dominierte Regierung die Augen verschließen, forderte Schubert.
pm/red
Foto: ideengruen.de