
ie Ergebnisse der 6. gemeinsamen Konjunkturumfrage der IHKs Cottbus und Dresden für die Lausitz im Herbst 2016 belegen, dass die Lausitzer Wirtschaft in einer sehr positiven konjunkturellen Verfassung ist. Die gute Entwicklung wird getragen vom Verbraucherkonsum und der Inlandsnachfrage auf Basis eines niedrigen Zinsniveaus, eines stabilen Arbeitsmarktes und von Einkommenszuwächsen. Die Geschäfts-erwartungen für die kommenden Monate sind branchenübergreifend allerdings deutlich verhaltener.
Die Hauptgeschäftsführer der IHKs Cottbus und Dresden, Dr. Wolfgang Krüger und Dr. Detlef Hamann, stellten am 22.11.2016 in Senftenberg die Ergebnisse der sechsten gemeinsamen Konjunkturumfrage für die Lausitz vor. Der Wirtschaftsraum Lausitz verbindet beide Kammer-bezirke über die Grenzen Brandenburgs und Sachsens hinweg. An der Umfrage beteiligten sich rund 600 Unternehmen aus Industrie, Bauwirtschaft, Groß- und Einzelhandel, Verkehr und dem Dienstleistungsgewerbe aus den Landkreisen Bautzen, Görlitz, Elbe-Elster, Oberspree-wald-Lausitz, Spree-Neiße und der Stadt Cottbus.
Im Zusammenhang mit der künftigen Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Lausitz wurden die Unternehmen auch nach ihrer Sicht auf die Verkehrsinfrastruktur der Region befragt.
Dabei wurde unter anderem deutlich, dass viele Unternehmen mit dem derzeitigen Stand ihrer Erreichbarkeit unzufrieden sind und dem Neu- und Ausbau der Straßen- und Schienenwege hohe Priorität einräumen.
„Angesichts der demographischen Entwicklung und des laufenden Strukturwandels werden Lausitzer Unternehmer in Zukunft wesentlich weitere Strecken zurücklegen müssen, um die gleiche Anzahl an Kunden wie heute zu erreichen. Und um künftig ausreichend gutes Fachpersonal zu gewinnen, müssen auch den Mitarbeitern zeitsparende Anfahrtswege zu den Betrieben geboten werden“, so Dr. Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus.
„Aktuell befindet sich die Lausitz zwar in einer sehr guten konjunkturellen Verfassung. Doch um auf Dauer mit anderen Regionen Europas mithalten zu können und um von unserer günstigen Lage Richtung Osteuropa wirklich zu profitieren, benötigen wir umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur der Region“, ergänzt Dr. Detlef Hamann, Hauptgeschäftsführer der IHK Dresden.
Konjunktur:
Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage belegen, dass die Lausitzer Wirtschaft eine stabile und ausgesprochen positive Geschäftslage verzeichnet. So gaben im Herbst 2016 insgesamt 51% der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“, 41% mit „befriedigend“ und 8% mit „schlecht“ an. In der Industrie erreicht die Konjunktur wieder den Spitzenwert vom Jahresbeginn 2016, dennoch ist die Entwicklung nach Branchen differenziert verlaufen. Die anhaltenden internationalen Konflikte sowie die nur zögerliche Erholung der Weltkonjunktur beeinträchtigen das außenwirtschaftliche Engagement der Betriebe.
Die Prognosen bleiben daher trotz der ausgezeichneten Lage relativ verhalten. So rechnen 13% in der befragen Unternehmen in den kommenden Monaten mit günstigeren Geschäftsverläufen, 70% erwarten gleichbleibende und 17% ungünstigere Geschäfte. Sorgen bereiten u. a. die noch zu geringe Investitionsneigung und die Nachfrageentwicklung im Ausland. Als Risikofaktoren werden zudem die Entwicklung der Arbeitskosten, der Mangel an Fachkräften sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit zunehmender Bürokratie und Reglementierungen gesehen.
Das Investitionsklima bleibt reserviert - bei einer leichten Belebung. So planen 25% der Unternehmen steigende Investitionen, 61% wollen ihr Investitionsengagement auf gleichem Niveau halten, 14% planen rückläufige Investitionen. Wichtigstes Investitionsmotiv sind dabei die Ersatzbeschaffungen.
Die Beschäftigungssituation zeigt sich weiterhin stabil. Rund 17% der Befragten beabsichtigen, ihren Personalbestand aufzustocken, 69% wollen ihn beibehalten, 14% rechnen hingegen mit einer Reduzierung der Stellen.
Branchenbewertung:
Auftrags- und Umsatzentwicklung lassen die Stimmung in der Industrie wieder steigen. 53% der Betriebe berichten über eine gute Geschäftslage. Allerdings ist die Entwicklung nach Branchen differenziert verlaufen. So konnte 2016 vor allem der Maschinenbau Umsatzzuwächse verbuchen. Die Prognosen der Industrie signalisieren einen eher moderaten Geschäftsverlauf, wobei vor allem auf die schwache Inlandsnachfrage verwiesen wird. So rechnen 11% mit besseren, aber 14% mit schlechteren Geschäften.
Das Baugewerbe kann 2016 auf einen erfolgreichen Geschäftsverlauf verweisen. 59% der Firmen berichten über eine gute Geschäftslage. Dabei profitieren die Betriebe vor allem vom Wohnungsbau, aber auch vom öffentlichen Straßenbau und von Investitionen im Wirtschaftsbau. Kostendruck und harter Preiskampf schmälern allerdings die Gewinne. Die
Prognosen geben vor allem saisonal bedingt nach, dennoch dürfte die Nachfrage nach Bauleistungen anhalten. 12% der Betriebe rechnen mit besseren, 16% mit schlechteren Geschäften.
Der Handel profitiert von der Konsumfreude. 41% der Händler beurteilen ihre Geschäftslage als gut. Dem Einzelhandel kommen die stabile Lage am Arbeitsmarkt und die Einkommenszuwächse zu Gute. Der Großhandel profitiert von den Impulsen aus Industrie und Bauwirtschaft. Die Erwartungen geben allerdings etwas nach. 15% der Befragen rechnen mit besseren, 23% mit schlechteren Geschäften.
Das Dienstleistungsgewerbe berichtet über solide Geschäfte. 51% der Dienstleister melden eine gute Geschäftslage. Die Branche profitiert sowohl von der Nachfrage der gewerblichen Wirtschaft als auch von der privaten Nachfrage. Dennoch sind die Prognosen eher vorsichtig: 14% erwarten in den kommenden Monaten bessere, 16% schlechtere Geschäfte.
Die Sicht der Unternehmen auf die Verkehrsinfrastuktur der Lausitz:
Damit die heute in der Lausitz vorhandenen Wirtschaftsunternehmen Perspektiven entwickeln sowie neue Märkte und Kunden erschließen können, ist eine gut ausgebaute Infrastruktur
notwendig. Das bestätigten auch die Umfrageergebnisse zur Sicht der Unternehmen auf die Verkehrsinfrastruktur der Region eindrucksvoll.
Fast 40% aller befragten Lausitzer Betriebe sind gegenwärtig mit der Erreichbarkeit ihres Unternehmens über eine Autobahn nicht zufrieden bzw. weniger zufrieden. Noch schlechter wird die Erreichbarkeit mittels Schienenfernverkehr von den Lausitzer Unternehmern eingeschätzt. Rund 43% der Befragten bewerten diese als nicht gut bzw. weniger gut. Die Anbindung an das Bundesfernstraßennetz wird indes von den meisten Unternehmen mit gut eingeschätzt.
Der Neu und Ausbau der Straßen- und Schieneninfrastruktur in der Lausitz hat für alle befragten Unternehmen sehr hohe Priorität. Die größten Verbesserungspotentiale bestehen aktuell für 63% der Befragten im weiteren Ausbau der Bundesstraßen, für 52% im Ausbau der Autobahnen, für 47% im Neubau von weiteren Ortsumfahrungen und für 22% im Ausbau des Schienenfernverkehrs bis in die Lausitz.
Die wichtigsten Zukunftsprojekte aus Sicht der Unternehmen in der Lausitz sind vor diesem Hintergrund der dreistreifige Ausbau der Autobahn A 13 im Abschnitt Spreewalddreieck-Berlin, die Vollendung der Ortsumfahrung Cottbus, die Zweigleisigkeit der Bahnstrecke Cottbus-Lübbenau, der Ausbau der B 169 Leipzig-Ruhland-Cottbus, der dreistreifige Ausbau der Autobahn A 4 im Abschnitt Dresden-Görlitz, die Vollendung Ortsumfahrung Hoyerswerda, der Ausbau B 115 von Görlitz nach Cottbus sowie die Vollendung B 178 von der A 4 über Löbau bis Zittau.
pm/red
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